Donnergroll, Regengeprassel, Natur. Bin weit weg und ganz nah bei mir.“ Diese Worte sind nur ein Auszug aus den vielen liebevollen Gästebucheinträgen, die Christine Roggors und Joachim Pangratz von ihren Gästen erhalten. „Eine Frau komponierte während ihres Aufenthalts sogar einmal ein Lied über das Baumhaus und schrieb es mitsamt den Noten darin nieder“, erzählt die 58-Jährige. Tatsächlich ist es nicht verwunderlich, dass Gäste das Baumhaus als einen heimeligen, inspirierenden Ort wahrnehmen. Das Ambiente ist einzigartig, weckt die Nostalgie in einem: mit Zierleisten, die an Stuck erinnern, originalgetreuem Fischgrätparkett, Antiquitäten, Gemälden, alten Leuchten und dem romantischen Himmelbett. So wirkt das Ferienhaus wie ein erhabener Altbau, auf kleinem Raum, hoch in den Bäumen. Eichen, Buchen, Linden, Eschen und Zitterpappeln umgeben das Häuschen wie eine schützende Wand aus raschelnden Blättern von allen Seiten.
TRAUM VOM BAUMHAUS
Wie das mit dem Baumhaus angefangen hat, wissen die beiden gar nicht mehr so genau. „Ich glaube, es war ein Beitrag im Fernsehen, durch den ich auf das Thema gestoßen bin“, erzählt Joachim Pangratz, der in seiner Freizeit alte Zirkuswagen restauriert und an Liebhaber verkauft. Als er seiner Frau von der neuen Idee erzählte, war auch sie direkt begeistert und schenkte ihm zum nächsten Geburtstag einen Bildband über Baumhäuser. Sie begannen damit, Pläne für ein eigenes Baumhaus zu schmieden. Es war ein glücklicher Zufall, dass nur wenig später oberhalb ihres Wohnhauses durch eine Flurbereinigung eine Waldfläche zum Kauf stand. So kam es, dass die beiden fortan nicht nur den bewaldeten Hang in der Nähe des Hauses besaßen, sondern auch ein angrenzendes großes Waldstück. Genau hier bauten sie ihr Baumhaus für Gäste.
Der Weg dorthin führt über einen schmalen Pfad entlang alter Eichen nach oben an den Waldrand. Der Wunsch von Joachim Pangratz und Christine Roggors war es, die Bäume so wenig wie möglich zu beanspruchen und trotzdem das Gefühl eines klassischen Baumhauses zu schaffen. Aus diesem Grund ruht die Hauptlast des Ferienhauses auf einem Mittelbalken, der mithilfe von zwei sogenannten Garnierschrauben an einer Eiche und einer Buche befestigt ist. Diese speziellen, aus Amerika stammenden Schrauben sind für die Befestigung an Bäumen konzipiert und können mehr Gewicht tragen als vergleichbare Holzschrauben. Durch ihre Länge halten sie das Baumhaus auf Abstand, sodass der Baum ungehindert weiterwachsen kann.
Mit der Zeit umschließt die Rinde die Schraube und macht das Baumhaus so zum Teil des Waldes. Nach vorne sind zusätzlich drei Traversen an Eichen angebracht. Im hinteren Bereich wird die Plattform von zwei Eisenstützen auf Betonfundamenten getragen. Ansonsten blieb der Waldboden unversehrt. Christine Roggors und Joachim Pangratz war es wichtig, die Natur rund um das Baumhaus vollständig zu erhalten und Böden nicht zu versiegeln.
Das gehört für sie genauso zum nachhaltigen Tourismus wie der 6000-Liter-Regentank und die Solaranlage mit Speicher. Damit versorgt das Paar nicht nur das Baumhaus, sondern auch ihr eigenes Wohnhaus. Wasser und Strom werden dezent durch Rohre vom Baumhaus abgeführt, die wie Stützen aussehen. „Uns war es wichtig, etwas Außergewöhnliches zu erschaffen, was zwar ökologisch ist, aber nicht typisch öko aussieht“, sagt Joachim Pangratz. Gut zwei Jahre brauchte es, ehe das Landratsamt ihr Projekt genehmigte. „Am Anfang sind die Menschen in den Ämtern immer skeptisch gegenüber Neuem, heute ist der Kreisbaumeister einer der größten Fans unseres Baumhauses und zeichnet sogar schon Pläne für weitere solcher Objekte“, erzählt der 58-Jährige.
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